KRL-Messung als Risikoabsicherung

Bemerkungen wie „Eine KRL-Messung zusätzlich zur CM-Prüfung ist wie das Tragen von Gürtel und Hosenträgern!“ zeigen, dass noch viel Unwissenheit zur Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte (KRL) zur Bewertung der Belegreife von mineralischen Estrichen vorherrscht. Ein Erklärungsversuch.

Woher rührt die Skepsis?

Zuletzt hat die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) auf der Veranstaltung „TKB-Update 2021“ Anfang Juni 2021 einer breiten Öffentlichkeit die KRL-Thematik nähergebracht. Thomas Brokamp, Bona, stellte hierzu anhand des neuen Merkblattes 18 „KRL-Methode Messung und Beurteilung der Feuchte von mineralischen Estrichen“ die Erkenntnisse der TKB vor (Download unter www.klebstoffe.com). Sein Referat reihte sich nahtlos in die immer offen geführte Informationskampagne der TKB. Nahezu alle Erfahrungen und Untersuchungsergebnisse der TKB-Experten sind öffentlich zugänglich. In vielen Vorträgen, Diskussionsrunden und Fachbeiträgen stellten sie ihr Wissen zur Verfügung und warben für die Akzeptanz der „neuen“ Messmethode.

Trotz all dieser Bemühungen herrscht bei einigen Boden- und Parkettlegern nach wie vor Unsicherheit über Sinn und Zweck einer KRL-Messung.

Woher die Skepsis rührt, ist nicht eindeutig auszumachen: Einige werden die sehr wissenschaftlich geführten Pro- und Kontra-Argumentationen nicht nachvollziehen können, andere hegen vielleicht grundsätzlich eine Abneigung gegen das Neue. Viele allerdings denken, dass sie die ganze Feuchtemess-Thematik sowieso nicht interessiert, weil sie noch nie einen Schaden hatten. Zum Glück ist das tatsächlich so: Die meisten Bodenbeläge liegen schadensfrei. Aber wenn es dann doch einmal zum Schaden kommt, wäre jeder froh, wenn er ihn vorher hätte vermeiden können. Die KRL-Messung bietet hier eine einfache, aber effektive Möglichkeit, die Belegreife sicher zu bestimmen.

PRÜFPFLICHT
Nach DIN 18365/18356 sind Boden- und Parkettleger dazu verpflichtet, eine Untergrundprüfung vorzunehmen. Hierzu gehören auch geeignete Maßnahmen, um die Belegreife zu bestimmen.

Wichtig ist, was rauskommt, und nicht, was drin ist

Wer schon länger „im Geschäft ist“ oder alte Fachliteratur studiert, wird feststellen, dass die Belegreifwerte im Hinblick auf den Feuchtegehalt eines mineralischen Untergrundes zunehmend reduziert worden sind: Das heißt, dass der Untergrund heute trockener sein muss als noch vor 20 oder 30 Jahren.

Diese Veränderung ist vor allem darin begründet, dass wir vor ein paar Jahrzehnten lösemittelhaltige Vorstriche und Klebstoffe verwendet haben, die den Estrich so gut wie nicht auffeuchteten. Gegenwärtig benutzen wir überwiegend wasserbasierte und lösemittelfreie Dispersionsprodukte. Mineralische Untergründe müssen also heute nicht nur ausreichend trocken sein, sondern sie müssen auch das im Zuge der Untergrund-Vorbereitungsmaßnahmen angebotene Wasser aus den Verlegewerkstoffen aufnehmen können.

Und mehr noch: Sie dürfen im Nachgang – also dann, wenn der Belag verlegt worden ist – keine Feuchte mehr abgeben, die zum Beispiel die Beschaffenheit eines Dispersionsvorstrichs, einer Spachtelmasse oder eines Klebstoffes beeinträchtigen könnte.

Genau genommen ist also für den Boden- und Parkettleger der Feuchtegehalt eines Estrichs von sekundärer Bedeutung. Primär ist es wichtig zu wissen, ob dieser Feuchte abgibt! Weiß man dann noch, wie viel er abgibt, kann man die Belegreife je nach Anwendungsfall exakter eingrenzen. Da genau genommen die CM-Messung keine Aussage dazu treffen kann, deckt diese „Wissenslücke“ die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte ab und ist somit eine unumgängliche Risikoabsicherung.

BEWÄHRTE VORGEHENSWEISE
Mit einem elektronischen Prüfgerät die feuchteste Stelle im Raum lokalisieren, um dort eine CM-Messung auszuführen.

Prüfpflicht?

Noch ist die CM-Messung – den anerkannten Regeln des Fachs entsprechend – ein Muss (siehe „Wissenswertes“). Sie ist Teil der Prüfpflichten des Auftragnehmers für Bodenbelag- oder Parkettarbeiten nach DIN 18 365 oder 18 356.

Rein praktisch ist es allerdings so, dass eine parallel zur CM-Messung durchgeführte KRL-Messung ohne größere Umstände praktiziert werden kann. Der Arbeitsaufwand ist überschaubar und die Anschaffungs- und Wartungskosten der Messgeräte vergleichbar mit denen des CM-Geräts. Nach DIN 18365/18356 ist eine CM-Messung (pro 200 Quadratmeter) eine Nebenleistung, jede weitere Messung eine Besondere Leistung.

Es ist also längst überfällig, dass auch die Prüfung des Untergrundes regelmäßig eine Position in den Leistungsbeschreibungen, Ausschreibungen und Angeboten erhält, sodass der zu erbringende Aufwand schließlich auch bezahlt wird.

VORTEIL CM-MESSUNG
Durch die große Öffnung zur Stemmgutproben-Entnahme lassen sich Erkenntnisse zum Estricheinbau gewinnen.

Erfahrungswerte

Die seit einigen Jahren von uns durchgeführten KRL-Messungen von neuen Estrichen bestätigen überwiegend die Ergebnisse der parallel ausgeführten CM-Messung. In den letzten zwei, drei Jahren stellen wir allerdings vermehrt Abweichungen fest: Während der CM-Wert eine Belegreife attestiert, ist der KRL-Wert noch (deutlich) erhöht. Dies stützt die These, dass der gemessene Estrich ein „ungewöhnliches“ Mischungsverhältnis hat oder Zusatzmittel enthält, die in Art und Dosierung nicht bekanntgegeben wurden.

VORTEIL KRL-METHODE
Die KRL-Messung ist weniger aufwendig als die CM-Messung und das Ergebnis ist materialunabhängig.

Wissenswertes

Im Fachbuch Beck’scher VOB-Kommentar Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C, 3. Auflage, heißt es im Kapitel zur DIN 18356 Parkettarbeiten unter anderem:

„Zur Prüfung des Untergrunds (…) sind handwerksübliche Messgeräte, aber in der Regel (…) keine Laboruntersuchungen (…) einzusetzen. Für die Prüfung der Estrichfeuchtigkeit existieren mehrere anerkannte Prüfmethoden. Die CM-Messmethode wird seit Jahrzehnten eingesetzt und hat sich bewährt.“

Und weiter heißt es:
„Die CM-Methode ist nicht vorgeschrieben, alternative Methoden sind grundsätzlich zulässig, zum Beispiel elektrische Messungen oder zusätzliche Messungen der relativen Luftfeuchte im Stemmbereich der CM-Messung.“

Im Juni 2021 wurde der Normenentwurf DIN EN 17668 „Klebstoffe für Bodenbeläge – Vorbereitung des Klebstoffauftrags – Prüfverfahren zur Bestimmung des Restfeuchtigkeitsgehalts von Unterböden“ veröffentlicht.

Die Norm beschreibt ausführlich die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte (KRL).

Fazit

In den vergangenen Jahren ist unsere Bauweise immer schneller geworden und unsere Baustoffe haben sich zum Teil massiv verändert. Daraus resultiert, dass eine CM-Messung, die die Belegreife eines mineralischen Untergrundes bestätigen soll, kein Garant mehr dafür ist, dass dieser nicht doch Feuchte abgeben kann. Bestimmte Parameter der Bauphysik und/oder Bauchemie können mit der Feuchtegehalts-Messung nach der Calciumcarbid-Methode nicht erfasst werden. Als einfaches, zuverlässiges und vor allem materialunabhängiges Verfahren zur Bestimmung der Belegreife von mineralischen Estrichen hat sich die KRL-Methode bewährt und wird in anderen Ländern schon Jahrzehnte erfolgreich angewendet.

Als risikoabsichernde Maßnahme können wir jedem Boden- und Parkettleger eine (zusätzliche) KRL-Messung nur empfehlen.