Eine hohe Erwartungshaltung lastet auf einer Designbelagsverlegung
Um es gleich vorwegzunehmen: Designbeläge beanstandungsfrei auf den Boden zu bringen, ist keine Hexerei. Die stetig an Bedeutung gewinnende Belagsart hat – wie jeder andere Bodenbelag auch – seine Besonderheiten, Vorteile und Grenzen. Warum in der Branche soviel über „Probleme bei der Designbelagsverlegung“ diskutiert wird, ist zumindest aus fachlicher Sicht nicht zu erklären.
PVC-Planken und Fliesen in der heute als „LVT“ (engl. luxury vinyl tile) bekannten Produktgattung werden seit über 20 Jahren in nennenswertem Umfang einwandfrei verlegt. Da Designbeläge ihren Siegeszug im Objektmarkt angetreten haben, werden von jeher an die Strapazierfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Materials und die Verlegung hohe Maßstäbe gelegt. Die (harten) Anforderungen im Alltag trennten schnell die Spreu vom Weizen. Anbieter, die versuchten, mit „abgespeckten“ Produkten gleiche Leistung zum halben Preis zu bieten, sind häufig gescheitert und haben das Feld wieder geräumt.
In der aktuell noch überwiegenden Ausprägung des Produktes ist ein Designbelag für das Fachhandwerk ein hochwertiger Bodenbelag, der preislich am oberen Ende der Skala angesiedelt ist. Das Produkt konkurriert heute selbstbewusst mit seinen Vorbildern Parkett, Stein oder Fliesen, ohne jedoch vordergründig über den Preis zu argumentieren. Das Marketing der Designbelagsanbieter hat es bis heute bewusst verstanden, ein hochwertiges Image aufzubauen, die Designkompetenz des Produktes und seine Vorteile eindringlich zu kommunizieren. Selbst die immer wieder aufkeimende Weichmacher-Diskussion kann der Belagsart scheinbar nichts anhaben. Der Trend ist ungebrochen.
Einhergehend mit diesem Trend wurde beim Nutzer eine gewisse Erwartungshaltung manifestiert, die jedoch für ein Produkt dieser Preisklasse nicht ungewöhnlich ist. Das Bild der Hochglanzmagazine vor Augen und die vollmundigen Versprechen der Werbung im Ohr erwartet der Nutzer eine optisch und technisch einwandfreie Arbeit – und dies völlig zu Recht.
Theorie und Praxis
Um diese Erwartungshaltung zu erfüllen, braucht es eigentlich nichts weiter als eine einwandfreie Verlegung, die sich an den Vorgaben des Belagherstellers orientiert und die Gegebenheiten und Anforderungen des „Bauvorhabens“ berücksichtigt. Unser Beispiel zeigt, dass dies in der Praxis nicht immer gelingt.
In einem Neubau exklusiver Büroräume wurden auf über 2.500 Quadratmetern PCV-Designbeläge auf Heizestrich verlegt. Der Bodenbelag im Plankenformat weist eine starke Oberflächenprägung auf, die die Holzmaserung des Dekors optisch betont.
Nach der Fertigstellung wurden eine insgesamt unsaubere Verarbeitung sowie ein „speckig glänzendes“ Erscheinungsbild beanstandet.
Im Rahmen der Begehung wurde festgestellt, dass nahezu alle Räume so gestaltet sind, dass unabhängig der Blickrichtung grundsätzlich Schräglichteinwirkung vorliegt. Dies deshalb, weil die Fassade an beiden Seiten des Gebäudes mit bis zum Fußboden führenden Glasflächen ausgestattet ist (Bilder 1 und 2).
Durch die Schräglichteinwirkung forciert, erscheint die Bodenbelagsfläche im gesamten Objekt je nach Blickrichtung „speckig glänzend“ (Bild 2).
Weiterhin zeichnen sich, flächig verteilt, in unterschiedlicher Ausprägung Kellenschläge in der Oberfläche des Bodenbelags ab (Bild 3).
Auffällig ist, dass nahezu alle Elektrantendeckel nicht flächenbündig eingebaut wurden. Diese liegen rund 3,5 Millimeter tiefer als das Oberflächeniveau der Fußbodenebene. Das trichterförmige Absenken der Bodenbelagsfläche rund um die Elektrantendeckel verstärkt das störende Erscheinungsbild (Bilder 4 und 5).
Streckenweise befinden sich Verunreinigungen (Sandkörner o. ä.) unterhalb der verlegten Designbelags-Planken. Diese verursachen knubbel- und pickelartige Erhöhungen, die ebenfalls störend im Blickfeld des Betrachters liegen (Bild 6).
Im Bereich von Türzargen und Wandanschlüssen wurde der Plankenbelag teilweise gestaucht verlegt. Die dadurch entstehenden Hohlstellen stören ebenfalls negativ das Erscheinungsbild (Bild 4).
In bereits frequentierten Flächen zeigt die „speckig glänzende“ Oberfläche des Designbelages vielzählige Streifen- und Striemenbildungen (Bild 7). Bei näherer Betrachtung war erkennbar, dass es sich um einen „Weißbruch“ in einer aufgebrachten Beschichtung handelt. Ursache dafür sind beim Begehen entstehende Reibungsenergien durch Schuhsohlen und Absätze (Bild 8).
Die Ursachen
Nach weiteren Überprüfungen vor Ort, der Einsicht der Baustellenprotokolle und unter Berücksichtigung der Aussagen der beteiligten Parteien stellt sich die Gesamtsituation wie folgt dar: Die Spachtelarbeiten zur Untergrundvorbereitung erfolgt nicht entsprechend der Verlegeanleitung des Bodenbelagherstellers in Rakeltechnik. Vielmehr wurde in traditioneller Art und Weise und zudem nicht immer perfekt mit einer „Glättkelle“ gespachtelt. Weiterhin wurde – entgegen der Reinigungs- und Pflegeanleitung des Bodenbelagherstellers – der Belag mit einer Kunststoffdispersion mit „hoher Füllkraft“ beschichtet, die für diesen konkreten Einsatzbereich nicht geeignet ist. Die Kombination aus verwendeter Beschichtung und strukturierter Belagsoberfläche forciert den festgestellten „Weißbruch“.
Die zu tief liegenden Elektrantendeckel hätten vom Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten bemängelt und durch geeignete Maßnahmen ein flächenbündiges Erscheinungsbild hergestellt werden müssen. Anwendungstechnische Nachlässigkeiten in Form von Verunreinigungen unterhalb der Bodenbeläge und ungenauen Anschnitten im Randbereich führten ebenfalls zu Beeinträchtigungen.
Anspruch und Wirklichkeit
In der hier beschriebenen Situation geht es vor allem um Unzulänglichkeiten in der handwerklichen Ausführung, die in dieser Form für alle Bodenbelagsarten zutreffend sind und durch einfache Mittel vermeidbar wären. Eine ganz neue Herausforderung besteht seit einigen Jahren darin, der veränderten Erwartungshaltung der Nutzer gerecht zu werden. Noch vor 30 Jahren hatte der Bodenbelag vor allem eine funktionale Aufgabe und ordnete sich der Raumgestaltung unter. Böden wurden genutzt und bewohnt, aber nicht „zur Schau gestellt“. Heute ist ein Bodenbelag als fester Bestandteil eines Einrichtungskonzeptes Blickfang und manchmal auch „Ausstellungsstück“. Eine reduzierte Möblierung im Wohnbereich betont Fußbodenflächen, ebenso wie eine offene (gläserne) Architektur in Objekten. Um die Ansprüche des Kunden nicht zu enttäuschen, müssen Möglichkeiten und Grenzen von Bodenbelägen und deren handwerkliche Verarbeitung klar kommuniziert werden – heute mehr denn je.
Fazit
Im beschriebenen Fall hätte ein Arbeiten nach dem Stand der Technik, die Beachtung der Vorgaben des Bodenbelagherstellers und eine insgesamt exaktere Ausführung zum Erfolg geführt. Die nun erforderliche Nachbesserung ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden.
Die Erfahrung zeigt, dass Beanstandungen wie in diesem Fall nicht immer neutralisiert werden können. Häufig entsteht im Bereich partieller Reparaturen eine neues störendes Erscheinungsbild, das wiederum eine Reklamation nach sich zieht. Ein Teufelskreis, der vermeidbar gewesen wäre.