An „lose legbare“ Designbeläge müssen besondere Maßstäbe gelegt werden
Sie sind das Branchenthema Nummer eins und doch eigentlich ein alter Hut – PVC-Designbeläge zur „losen“ Verlegung. Als selbstklebende PVC-Fliesen sind sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Versandhauskataloge und des Baumarktangebotes. Als „30,5 x 30,5-Fliese“ mit Holz oder Fliesendekor zu Quadratmeterpreisen von sechs Euro buhlen sie beim Selbermacher mit CV-Belägen oder Laminat um die Fußbodenflächen in den heimischen vier Wänden.
Im Profibereich ist in den letzten Jahren ein kontinuierlich wachsender Anteil von PVC-Designbelägen am elastischen Bodenbelagsabsatz festzustellen. Mit dem Wunsch, die Verlegung und Wiederaufnahme dieser PVC-Fliesen und Planken so einfach wie möglich zu gestalten, gibt es schon seit einiger Zeit Versuche, auf einen klassischen Nassklebstoff zu verzichten´.
Die größte Herausforderung an solchen alternativen Verlegemethoden im Vergleich zur vollflächigen Verklebung stellt das Maßänderungsverhalten der PVC-Designbeläge dar. Während konventionelle Nassklebstoffe ein „gewisses“ temperatur- und raumklimatischabhängiges Quell- und Schwindverhalten beherrschen können, stoßen die „lose legbaren“ Systeme hier oft an ihre Grenzen.
Auch die Belastung durch Stuhlrollen oder das Einwirken von Feuchtigkeit, unter anderem durch Reinigungsmaßnahmen, stellt hohe Anforderungen an die Dauerhaftigkeit alternativer Verlegemethoden.
Das „Ausloten“ von Möglichkeiten und Grenzen aktueller Systeme und solcher, die erst noch zur Marktreife gebracht werden müssen, sind Teil laufender Untersuchungen im IFR-Köln. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass alternative und klassiche Verlegemethoden mit zweierlei Maß gemessen werden müssen.
Die Praxis
Natürlich sind die beschriebenen Systeme bereits Teil der Bodenlegerpraxis, zu tausenden Quadratmetern verlegt und überwiegend schadensfrei. Dennoch möchten wir an einem Praxisbeispiel verdeutlichen, dass auch bei diesen „neuen“ Bodenbelägen die Anforderungen des Kunden an die Eigenschaften einer fertigen Fußbodenfläche mit dem technisch Machbaren in Einklang gebracht werden muss.
Ein Auftraggeber wünscht Doppelbodenflächen in seinen Büros mit elastischen Bodenbelägen ausstatten zu lassen. Dabei fordert er einerseits den freien Zugang zum Doppelboden und andererseits kein typisches Doppelbodenerscheinungsbild im 60er-Quadrat-Raster. Ein Angebot mit „lose legbaren“ PVC-Designplanken, die speziell für die Verlegung auf einer haftklebrigen Fixierung entwickelt wurden, erhält den Zuschlag.
Vor der Verlegung werden alte Bodenbeläge von den Holzwerkstoff-Doppelbodenplatten abgeschält und diese gereinigt. Im Anschluss erfolgt der Auftrag einer Fixierung, die von Seiten des Bodenbelaganbieters empfohlen wird und die Verlegung der PVC-Designplanken mit Holzdekor im wilden Verband.
Bereits kurze Zeit nach der Nutzungsaufnahme zeigen sich insbesondere im stirnseitigen Kopfstoßbereich der Planken Aufstippungen, die in der Folge mit „Doppelseitigem Klebeband“ nachgeklebt werden. Der Auftraggeber zeigte sich aufgrund dieses vor allem optisch störenden Erscheinungsbildes unzufrieden und beauftragte ein Gutachten zur Ursachenfeststellung.
Einhergehend mit der bauseits gegebenen Schräglichteinwirkung zeigen sich die deutlich erkennbaren Aufstippungen als störend (Bilder 1 und 2).
Die Oberfläche der aus Holzwerkstoff bestehenden Doppelbodenplatten ist vergleichsweise rau und im Bereich der Kanten zum Teil „abgerundet“, was auf das Abschälen der Altbeläge zurückgeführt werden kann (Bild 3).
Wiederholt konnte festgestellt werden, dass markante Aufstippungen auch dort zu finden sind, wo deckungsgleich zum Kopfstoß zweier PVC-Designplanken auch ein Stoß der Dopplebodenplatten liegt (Bilder 4 und 5).
Entlang eines Bewegungsfugenprofils innerhalb der Doppelbodenkonstruktion (Bilder 6 und 7) wurden die PVC-Designplanken ebenso auf Stoß verlegt wie gegenüber an Türzargen (Bild 8) oder entlang feststehender Wände (Bild 9).
Beurteilung
Sowohl die Dopplebodenkonstruktion aus Holzwerkstoffplatten als auch die PVC-Designplanken in der fixierten Verlegung neigen in Abhängigkeit des Raumklimas zu Dimensionsveränderungen. Es ist daher die gesamte Fußbodenkonstruktion – Doppelboden und Oberbelag – mit einer mindestens acht Millimeter breiten Raum-/Randfuge auszustatten. Weiterhin dürfen die PVC-Designplanken in ihrer Bewegung weder durch „hartes Anarbeiten“ noch durch nachträglich aufgestellte Wände oder schwere Möbel wie Einbauküchen behindert werden. Die Fixierung der PVC-Designplanken ist in diesem Fall eher mit einer schwimmenden Verlegung als mit einer vollflächigen Klebung zu vergleichen.
Wird im Auftrag nichts anderes vereinbart, sind bei Doppelbodenplatten im Stoßbereich Höhenversätze von bis zu einem Millimeter zulässig. Aufstippungen von in unmittelbarer Nähe liegenden Stoßfugen der PVC-Designplanken sind in dieser Konstellation unvermeidbar.
Alternative Verlegemethoden für PVC-Designbeläge
Derzeit werden drei alternative Verlegemethoden angeboten: Einerseits das vollflächige Verkleben auf Trockenklebstoffen (Klebefolien), andererseits die Verlegung auf Fixierung (Haftkleber) sowie die lose (schwimmende) Verlegung ohne Verbindung zum Untergrund. Letztere funktioniert entweder über einen Klebefalz oder eine gefräste Klickverbindung an den Elementen. (PVC-Designbeläge auf Holzwerkstoffträger sind damit nicht gemeint.)
Für den Einsatz im Trockenklebeverfahren werden konstruktionsgleiche PVC-Designbeläge empfohlen, wie sie auch zur vollflächigen Klebung mit Nassklebstoffen Verwendung finden. Derzeit gibt es für diese Verlegetechnik jedoch keine grundsätzliche Herstellerempfehlung, sondern nur objektbezogene Freigaben.
PVC-Designbeläge, die zur Fixierung vorgesehen sind, haben in der Regel eine darauf abgestimmte Konstruktionsart oder werden ebenfalls objektbezogen freigegeben.
Solche, die nur untereinander, aber nicht mit dem Untergrund verbunden werden, unterliegen ebenfalls herstellerabhängigen Freigaben für bestimmte Einsatzbereiche.
Fazit
Der eingesetzte Bodenbelag ist aufgrund seiner technischen Werte für den vorgesehenen Verwendungszweck geeignet. Die auftretenden Aufstippungen sind auf die „natürliche“ Dimensionsveränderung der Doppelbodenkonstruktion und der PVC-Designplanken sowie auf (zulässige) Höhenversätze der Doppelbodenplatten zurückzuführen.
Abhilfe könnte eine in der Bewegung nicht behinderte, ebene Fußbodenkonstruktion sowie das Verwenden von quadratischen PVC-Designfliesen statt des gewählten Plankenformates schaffen. Quadratische Platten zeigen im Regelfall ein in sich ausgeglicheneres Dimensionsänderungsbestreben als Planken.
Letztlich ist die Art und Weise der gewählten Bodenbelag-Renovierung eine produkt- und systembezogene Alternative, die nicht genormt ist und entsprechende Kompromisse abfordert.
Der Auftragnehmer hätte seinem Auftraggeber deutlich die Grenzen des Konstruktionsaufbaus aufweisen müssen und sich disen vom Bodenbelagsanbieter objektbezogen freigeben lassen sollen.