Erfolgreiche Fußbodenrenovierung mit MDF-Verlegeplatten
Dass besonders in Altbaugebäuden Fußbodenkonstruktionen durch Verlegung von Holzspanplatten „instand gesetzt werden,“ ist gelebte Bodenlegerpraxis, wenn auch die DIN 68 771 „Unterböden aus Holzspanplatten“ mit der Ausgabe 09/1973 überholt ist. Nach wie vor wird diese überalterte Normschrift, die aus unserer Sicht auch nicht mehr dem Stand der Technik entspricht, bis heute in unterschiedlichen Verarbeitungshinweisen von Holzspanplatten verschiedener Hersteller zitiert.
Werden alte Dielenböden oder auch alte Untergründe, die tragfähig sind und keine größeren Niveauunterschiede aufweisen, zur Herstellung eines angemessenen Verlegeuntergrundes mit Holzspanplatten ausgestattet, genügt meist die Verwendung von 13 mm dicken Verlegeplatten – so zumindest die Empfehlung verschiedener Hersteller.
Ob nun Holzspanplatten auf Lagerhölzern oder alten Dielenböden in einer Dicke von mindestens 22 mm verlegt werden oder, wie zuvor beschrieben, als Ausgleichsplatte in 13 mm Dicke, entscheidet die Situation vor Ort.
Unabhängig der Art der Konstruktion weiß der versierte Praktiker, dass sich häufig die (ordnungsgemäß) verleimten Fügeflächen (Nut und Feder) klimaabhängig in der Oberfläche des Bodenbelages, der anschließend verlegt/geklebt wird, abzeichnen können. Was immer wieder zu Reklamationen führt.
Sowohl die Erläuterungen zur DIN 18 365 „Bodenbelagarbeiten“ in der Auflage 2004 als auch der sogenannte „BEB“-Kommentar „warnen“ vor diesbezüglichen Erscheinungsbildern (siehe letzter Abschnitt „Risiken bei Spanplatten als Verlegeuntergrund“).
Zweilagige Verlegung mit Stoßversatz
Seit Jahrzehnten wird im Sportstättenbau, insbesondere bei Schwingboden-Konstruktionen, die Holzspanplatte zum Beispiel in der Dicke von 13 mm zweilagig mit Stoßversatz verlegt, vollflächig geklebt und geschraubt. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert ein beispielsweise in Holland seit Jahren bewährtes Verlegesystem, das in Deutschland bisher nur wenig Beachtung fand.
Es handelt sich hierbei um vergleichsweise dünne, einseitig mit Dispersions-Kontaktklebstoff beschichtete MDF-Platten. Diese werden als „aufgedoppelte“ Verlegeunterlage auf vorhandene, tragfähige, entweder erhaltungswürdige oder sanierungsbedürftige Untergründe verlegt und dienen dann textilen oder elastischen Bodenbelägen als Unterlage.
Das System in der Praxis
In einem Mietobjekt wurden Fußbodenrenovierungsmaßnahmen erforderlich, wobei die Absicht bestand, den einwandfrei hergestellten Estrich im Urzustand zu erhalten; auch die direkt angrenzende Ebene keramischer Fliesen sollte überdeckt, jedoch auf Dauer erhalten werden.
Ähnlich wie bei der Verlegung von Mehrschicht-Parkett- und Laminatfußböden ist für die Verlegeplatten zunächst auf dem Untergrund eine Dampfbremse in Form einer geeigneten Folie zu verlegen.
Aus unserer Praxiserfahrung verschieben sich geeignete Polyethylenfolien nach dem Loseauslegen und bilden Falten, die beim Einbau der Verlegeplatten hinderlich sind. Seit circa fünf Jahren untersucht das IFR Köln den Einsatz von selbsthaftenden Schutzfolien, die auf den vorhandenen Untergrundoberflächen in Bahnen, im Stoßbereich circa 10 cm überlappt, ausgerollt und flächig appliziert werden (Bild 1).
Diese Abdeckfolien, die im Regelfall zum Schutz verlegter/geklebter Bodenbeläge verwendet werden, sind in Dicken bis zu 0,4 mm erhältlich. Sie zeigen in jeder Hinsicht eine dampfbremsende Funktion, wie sie zum Beispiel eine 0,2 mm dicke PE-Folie aufweist.
Die MDF-Verlegeplatten bestehen einerseits aus einer 3 mm dicken Unterplatte, die mit einem Dispersions-Kontaktklebstoff beschichtet ist, sowie aus einer 4 mm dicken Oberplatte, die ebenfalls mit einem Dispersions-Kontaktklebstoff beschichtet ist.
Die in diesem Fall 1.200 x 600 mm großen MDF-Verlegeplatten sind in einer Verpackungseinhit jeweils mit Unter- und Oberplatte in PE-Folie verschweißt verpackt.
Nach Applizierung der PE-Folie als Dampfbremse wurden die MDF-Unterplatten in einem Abstand von 6 bis 8 mm zur Wand mit der Klebstoffseite nach oben lose ausgelegt.
Das Konfektionieren/Schneiden der Verlegeplatten ist, unabhängig davon, ob es sich um die 3 mm dicken Unterplatten oder die 4 mm dicken Oberplatten handelt, einfach, das heißt, ein Bodenlegermesser mit Trapezklinge und eine entsprechende Anlegeschiene reichen aus. Die Verlegeplatte wird einfach mittels der Trapezklinge rückseitig auf Maß eingeschnitten und entgegengesetzt durchgebrochen (Bild 2).
Nachdem die ersten zwei Reihen der Verlegeplatten verlegt sind, erfolgt über die Länge und über die Breite eine halbe Platte versetzt die Verlegung der 4 mm dicken Oberplatte (Bild 3).
Zum genauen An- und Einpassen können die Oberplatten aufgelegt und auch korrigiert werden. Erst wenn Druck ausgeübt wird, verbinden sich die Dispersions-Kontaktklebstoffflächen untrennbar.
Auf diese Weise wurden Zug um Zug die MDF-Verlegeplatten vollflächig innerhalb des Raumes verlegt und auch im Bereich des Überganges zu den keramischen Fliesen eingebaut.
Die Gesamtfläche in diesem Apartment erstreckt sich über rund 45 qm, wobei es sinnvoll ist, maximale Teilflächengrößen dieses Verlegesystems auf 10 x 10 m zu begrenzen und darüber hinaus Bewegungsfugen anzuordnen.
Die Passgenauigkeit der MDF-Verlegeplatten war aus unserer Sicht erstaunlich präzise, und es zeigten sich keine Höhendifferenzen der auf Stoß liegenden Platten. Insgesamt wurde so eine „Lastverteilerschicht und Ausgleichsschicht“ von 7,0 mm Dicke geschaffen.
Perfekte Optik auch bei Schräglicht
Da in diesem Apartment bodennahe Fenster bzw. Türen vorhanden sind, zeigte sich auch extreme Schräg-/Schlaglichteinwirkung. Wir waren gespannt, ob sich nach der Klebung eines Linoleum-Bodenbelages die Stöße aneinandergrenzender MDF-Verlegeplatten abzeichnen.
Die Linoleum-Bodenbelagbahnen wurden verlegt, vollflächig geklebt und danach die Oberfläche kritisch abgesucht, ob sich die Stöße aneinandergrenzender MDF-Verlegeplatten abzeichnen (Bilder 4 bis 6).
Sie taten es nicht, wie wir erfreut feststellten. Auch nicht nach der Einpflege. Bis heute – 8 Wochen nach der Verlegung – zeigt sich der Linoleum-Bodenbelag mit einer homogenen Oberfläche ohne Unterbrechungen (Bild 7).
Risiken bei Spanplatten als Verlegeuntergrund
Einen deutlichen Hinweis auf die Risiken bei Spanplatten als Verlegeuntergrund beschreibt der Kommentar zur DIN 18 365 „Bodenbelagsarbeiten“ des BEB (Bundesverband Estrich und Belag) auf Seite 32: „Spanplatten sind als Verlegeuntergrund nur bedingt geeignet. Bei ihrem Einsatz als Unterboden müssen die materialspezifischen und statischen Eigenschaften berücksichtigt werden. Wegen der fehlenden Möglichkeit einer vor Ort handwerklich durchzuführenden Feuchtemessung von Holzspanplatten muss empfohlen werden, im Zweifel stets eine Überprüfung nach der Darrmethode vornehmen zu lassen.“
In den Erläuterungen zur DIN 18 365 heißt es auf Seite 148 u. a.:
„Nach den vorliegenden Erfahrungen … kann nicht zuverlässig davon ausgegangen werden, dass bei Feuchtemessungen an kunstharzgebundenen Holzspanplatten, unter Verwendung geeigneter elektrischer Holzmessgeräte, in der Praxis (auf der Baustelle) verwertbare Feuchtemessergebnisse zustande kommen. Solche Messungen können deshalb nicht als ausreichend aussagefähig angesehen werden.“
Fazit
Alternative Sanierungssysteme haben ihre Grenzen und sind in ihrer Funktion und mit ihren Leistungsmerkmalen objekt- und fallbezogen sinnvoll einzusetzen. Dass das hier gezeigte und, wie bereits eingangs erwähnt, bereits über Jahre insbesondere in Holland bewährte Renovierungssystem auch viele Einsatzgebiete in Deutschland findet, ist sicher.
Einige Kollegen – Raumausstatter und Leser der RZ – haben das Verlegesystem in privaten und öffentlichen Gebäuden bereits erfolgreich angewendet.