Wenn es nach Robert Habeck geht, werden in Deutschland bald wieder vor jedem Fenster Gardinen hängen, denn die sollen nach seiner Aussage zugezogen fünf Prozent Heizenergie einsparen. Ob der gut gemeinte Hinweis unseres Wirtschaftsministers tatsächlich zu mehr Umsatz in Ihrer Näherei führt, können wir nicht beurteilen. Wir glauben aber, dass es auch noch andere Möglichkeiten für Raumausstatter gibt, zur Energiewende bei ihrem Kunden beizutragen.
Beispielsweise mit einer nachträglich eingebrachten Flächenheizung, die über den Batteriespeicher einer Photovoltaikanlage mit Strom versorgt werden kann. Wir haben hierzu ein Produkt der Firma Lofec auf seine Verarbeitungseigenschaften aus Sicht eines Bodenlegers getestet. Aussagen zur Effizienz oder zur Wirtschaftlichkeit können wir nicht machen (siehe auch „Fazit“).
VORHER
Das kleine, funktionale Badezimmer aus den 1980er Jahren sollte modernisiert und wohnlich werden sowie eine Fußbodenerwärmung bekommen.
Gästebad im Souterrain
Ein kleines Gästebad im Souterrain eines Einfamilienhauses stand zur Sanierung an. In diesem Zusammenhang sollte parallel zum vorhandenen Flachheizkörper (Gas-Zentralheizung) eine Fußboden-Erwärmung installiert werden. Hierzu wurden alte keramische Fliesen entfernt, die auf einem Zementverbundestrich verlegt waren. Es folgte eine Abdichtung aus zwei Lagen Epoxi-Feuchtesperre mit Quarzsand abgestreut. Darauf wurden 4 mm starke Entkopplungs- und Wärmedämmplatten mit Fliesenmörtel verklebt. Mit einer standfesten Spachtelmasse erfolgte die Klebung der 0,60 m breiten und 2,20 m langen Heizmatten. Hierzu wurde die Spachtelmasse mit einer C1-Zahnung aufgezogen, die Heizmatten mit einem Abstand von jeweils 10 cm zueinander eingelegt und mit einem Kunststoffspachtel blasenfrei eingebettet.
Parallel hierzu wurden die Zuleitungen der einzelnen Heizbahnen zum Anschlusskasten geführt. Es wurde ein Temperaturfühler an beliebiger Stelle auf die Heizbahn verklebt und das Kabel zum Thermostat an der Wand geführt. In Absprache mit dem Kunden wurde auf eine zusätzliche Abdichtung nach DIN 18534 „Innenraumabdichtung“ verzichtet.
Nach dem Grundieren erfolgte eine Flächenspachtelung in gut 2 mm Stärke, auf der schließlich ein Flusskiesel-Boden mit Epoxidharz-Kleber verlegt und verfugt wurde. Zuletzt führte eine Fachkraft nach DIN VDE 1000-10 die Installation der elektrischen Heizsysteme aus.
NACHHER
Trotz geringer Deckenhöhe ließ sich die Flächenheizung in den Bodenaufbau integrieren. Die Heizleistung genügt, um das Badezimmer in der Übergangszeit nur damit zu beheizen.
Vertraute Arbeitsschritte
Die komprimierte Zusammenfassung der Verlegearbeiten zeigt eigentlich schon, dass ein versierter Bodenleger mit allen Arbeitsschritten vertraut ist. Zudem werden im konkreten Fall exakte Aufbauempfehlungen verschiedener Bodenbelags- sowie Verlegewerkstoff-Anbieter zur Verfügung gestellt. Broschüren, Online-Tutorials und Videovorführungen verdeutlichen zudem alle Arbeitsschritte nachvollziehbar. Mit etwas Übung und guter Planung beziehungsweise Absprache mit anderen Gewerken lässt sich die Installation bis auf den elektrischen Anschluss komplett selbst ausführen: Das „Anklemmen“ ist jedoch zwingend einer Elektrofachkraft nach DIN VDE 1000-10 vorbehalten. Die nur 0,5 mm dünnen Heizbahnen lassen sich auch an der Wand oder Decke einbauen – die Arbeitsschritte sind ähnlich.
Angeboten werden Bahnen zur schwimmenden Verlegung unter Parkett, Laminat oder Klick-Vinyl-Böden (Rigid) sowie solche mit selbstklebender Unterseite.
DAS PRODUKT
Die zur vollflächigen Verklebung vorgesehenen Heizbahnen können individuell (rechtwinklige Schnitte) gekürzt werden. Mehrere Heizbahnen können zentral angeschlossen werden.
VERARBEITUNG 1. SCHRITT
Auf einem verlegereifen Untergrund wird eine standfeste Spachtelmasse aufgebracht, darin werden die Heizbahnen – jeweils mit 10 cm Abstand zueinander – eingelegt und blasenfrei eingebettet.
VERARBEITUNG 2. SCHRITT
Auf der getrockneten Fläche wird ein konventioneller Bodenaufbau mit Grundierung, Spachtelmasse und Belagsklebstoff aufgebaut.
VERARBEITUNG AN WAND ODER DECKE
Die Heizbahnen lassen sich auch unter Wand- und Deckenbekleidungen einbauen und entfalten so auch ihre Heizwirkung im Raum.
Wissenswertes
Konvektionswärme
Klassische Wandheizkörper, die mit Öl- oder Gas-Zentralheizungen betrieben werden, erzeugen eine sogenannte Konvektionswärme. Kalte Raumluft wird erwärmt und steigt nach oben, die abgekühlte Luft sinkt wieder zu Boden. Dieser stetige Kreislauf kann Zugluft erzeugen und wirbelt Staub auf. Die Luft ist der Wärmeträger.
Strahlungswärme
Wärme durch Strahlung ähnelt der wärmenden Wirkung der Sonne und wird daher von den meisten Menschen als besonders angenehm empfunden. Beim Auftreffen auf einen festen Körper versetzen die elektromagnetischen Wellen diesen in schnellere Schwingung, was zu seiner Erwärmung führt. Das hat zur Folge, dass ein Raum wärmer empfunden wird und so die Raumlufttemperatur niedriger gehalten werden kann. Durch weniger Luftbewegung im Raum wird weniger Staub aufgewirbelt.
Neutrale Informationen (auch) rund um das Thema elektrische Fußbodenheizung stellt der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen bereit: www.flaechenheizung.de
Fazit
Nur Mut – ungewohnte Zeiten erfordern ungewohnte Maßnahmen!
Die aktuelle weltpolitische und wirtschaftliche Lage wirbelt auch im Handwerk einiges durcheinander. Verbraucher verfallen gerade in wilden Aktionismus, um kurzfristig ihren Heizöl- oder Erdgasverbrauch zu senken. Heizungs- und Photovoltaik-Anlagenbauer kommen ebenso wenig hinterher wie die Elektrofachmärkte beim Verkauf von Infrarotheizungen oder Durchlauferhitzern. Wir wollen nicht so vermessen sein und den Raumausstatter als Heilsbringer darstellen, aber wir wollen aufzeigen, dass unser Handwerk einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Denn ebenso wie das Nähen und Dekorieren von Gardinen, die Montage von alubedampften Plissees oder das Anbringen wärmedämmender Wandbekleidungen ist das Verlegen einer Flächenheizung eine Kernkompetenz unseres schönen Berufs. Also nutzen Sie die Chance und helfen Sie Ihren Kunden!