KRL-Methode erhöht Sicherheit

Der Feuchtegehalt von mineralisch gebundenen Untergründen ist ein entscheidendes Kriterium für die Verlegereife des Estrichs. Mit der CM-Messung hat der Bodenleger eine seit Jahrzehnten erprobte Methode, um auf der Baustelle schnell aussagefähige Werte zum Feuchtegehalt zu ermitteln. Die Größe „Wassergehalt in CM-%“ ist, sofern sie die Toleranzbereiche anerkannter Grenzwerte oder Herstellerangaben nicht übersteigt, ein starkes Indiz für die Verlegereife des Estrichs.

Auch wenn unter ausschließlicher Anwendung der CM-Methode der überwiegende Teil aller Belagsverlegungen schadenfrei ausgeführt wird, ist eine zusätzliche Messmethode sinnvoll, denn: nicht der Feuchtegehalt eines mineralisch gebundenen Untergrundes ist wesentlich, sondern das, was dieser Untergrund an Feuchte freigibt, also der Anteil des sogenannten freien Wassers. Die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte, kurz KRL-Methode, ist eine optimale Möglichkeit, um festzustellen, ob Feuchte im System vorliegt, die bei bestimmten Situationen zu Komplikationen führen kann. Für Sachverständige ist bei der Ursachenforschung gegebener Schäden die kombinierten KRL-, CM- und Darr-Messung (gravimetrische Feuchte-Messmethode) unverzichtbar, wie der folgende teilfiktive Fall verdeutlicht.

Der Fall

Im Neubau eines Seniorenwohnheims wurde ein Zementestrich eingebaut, der zur schnelleren Austrocknung mit einem Additiv vergütet wurde. Systembezogen war vorgegeben, dass eine Feuchtegehaltsmessung nach der Calciumcarbid-Methode durchzuführen und 1,0 CM-% als Korrekturfaktor vom Wert abzuziehen sei. Der Bodenleger folgte diesen Vorgaben und begann mit seiner Arbeit nach Feststellung der Belegreife: Er reinigte die Estrichoberfläche, grundierte sie mit einem Dispersionsvorstrich und egalisierte schließlich mit einer typischen, zementären Objektspachtelmasse. Auf diesen so vorbereiteten Untergrund klebte er mit einem handelsüblichen Dispersionsnassklebstoff PVC-Bodenbelagbahnen und verschweißte die Nähte thermisch. Kurze Zeit später zeigten sich Beulenbildungen innerhalb des verlegten PVC-Bodenbelags.

Die Fakten

Zum Zeitpunkt des Ortstermins wurden im Raum der ersten Prüfstelle eine relative Luftfeuchte von 48,3 % und eine Lufttemperatur von 21,8 °C festgestellt. Innerhalb der Beulenbildung unterhalb des Belags konnte eine relative Luftfeuchte von 90,4 % bei einer Lufttemperatur von 21,4 °C gemessen werden. Zwecks Feststellung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte direkt und unmittelbar unterhalb des PVC-Bodenbelags wurde dieser kreisförmig eingeschnitten und nach Entfernen des Belags eine „Messglocke“ aufgesetzt. Nach einer entsprechenden Verweilzeit der Messglocke konnte mit steigender Tendenz eine relative Luftfeuchte von 87,4 % bei 22,4 °C festgestellt werden. Eine Feuchtemessung anhand von Stemmgutproben (50 g) aus dem Querschnitt des 6,5 bis 7,0 Zentimeter dicken Zementestrichs nach der CM-Messmethode ergab einen Feuchtegehalt von 2,74 CM-%. Innerhalb der unverzüglich mit PE-Folie „abgedichteten“ Prüfstelle, wurde eine relative Luftfeuchte von 91 % bei 22,9 °C gemessen. Die Darr-Messung der vor Ort luftdicht verpackten Stemmgutproben im technischen Labor des IFR zeigte, dass die Differenz zwischen der festgestellten, freien Wassermasse (bei 40 °C Darrtemperatur = 3,6 Gew.-%) und der ausgetriebenen Gesamtwassermasse (bei 105 °C = 5,1 Gew.-%) gebundenes Wasser im Mittel von 1,5 Gew.-% ausmacht, das nicht schadhaft ist.

Die Folgen

Dass der vorhandene Zementestrich ein Feuchtepotenzial aufweist, das als freie Feuchte/freies Wasser die Verlegewerkstoffe tangiert (3,6 Gew.-%), wurde nachgewiesen, weil:

  • Innerhalb der Beulen- und Blasenbildungen eine relative Luftfeuchte von > 90 % vorlag,
  • innerhalb der Bauteilöffnungen des Zementestrichs eine relative Luftfeuchte von > 90 % gegeben war,
  • die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte innerhalb der aufgesetzten Messglocke > 87 % Luftfeuchte mit steigender Tendenz zeigte,
  • die durchgeführte CM-Messung einen Feuchtegehalt von 2,74 CM-% ergab,
  • die Darrmessung der Stemmproben bei 40 °C das Vorhandensein freier Feuchte mit 3,60 Gew.-% bestätigte.

 

Aufgrund der freien Feuchte erreichte der verwendete Dispersionsklebstoff nicht seine Endfestigkeit, sondern konnte vielmehr von Hand vom Untergrund „abradiert“ werden. Zudem zeigte die verwendete, zementäre Objektspachtelmasse „Auflösungserscheinungen“, ähnlich einem „krümeligen Blätterteig“ und konnte ohne besonderen Kraftaufwand vom Untergrund abgelöst werden.

1. SCHADEN
Aufgrund freier Feuchte im Estrich löste sich die Spachtelmasse wie ein „krümeliger Blätterteig“ ab, der PVC-Belag bildete Blasen

2. ÜBERPRÜFUNG
Unterhalb des Belags wurde orientierend eine relative Luftfeuchte von 90,4 % gemessen

3. KRL-METHODE
Mit einer speziellen Messglocke, die auf die Estrichoberfläche aufgesetzt wird, lässt sich die korrespondierende relative Luftfeuchte des Untergrundes messen

4. MESSUNG
Die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte zeigte einen Wert von 87,4 %

5. KONTROLLE
Die CM-Messung ergab einen Feuchtegehalt von 2,74 CM-%, die
relative Luftfeuchte innerhalb der Prüfstelle 91 %

 

Was sagt die Norm?

Um sich dem Thema „Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte nach der KRL-Methode“ zu nähern, lohnt sich ein Blick in die Publikationen der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB). Im TKB-Bericht 2 „Belegreife und Feuchte – Die KRL-Methode zur Bestimmung der Feuchte in Estrichen“, Stand: Juli 2013, heißt es: „Nach derzeitigem Kenntnisstand stellen sich im Bereich der Belegereife bei unbeheizten Estrichen Messwerte unterhalb 75 % relativer Luftfeuchte, bei beheizten Estrichen unterhalb von 65 % relativer Luftfeuchte ein.“

Darauf aufbauend empfiehlt sich ein Blick in den TKB-Bericht 3 „Belegreife und Feuchte; Geeignete Messgeräte zur Feuchtebestimmung nach der KRL-Methode“, Februar 2016.

Alle TKB-Veröffentlichungen finden Sie im Menübereich Informationen/Publikationen/Merkblätter/Bauklebstoffe unter www.klebstoffe.com

Fazit

Hätte der Bodenleger im vorliegenden Fall parallel zu CM-Messung auch die korrespondierende relative Luftfeuchte des Estrichs nach der KRL-Methode bestimmt, hätte er mit der Verlegung nicht begonnen: Es ist davon auszugehen, dass trotz Einhaltung des CM-Grenzwertes die KRL-Messung über dem Grenzwert von 75 % gelegen haben muss (siehe Abschnitt „Was sagt die Norm?“). Dieser Fall zeigt, dass Feuchtegehaltswerte in CM-% innerhalb eines mineralisch gebundenen Estrichs nicht immer maßgeblich sind. Vielmehr ist eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Baustellensituation notwendig, um die Verlegereife zu definieren – nach Stand der Technik auch unter Einbeziehung der KRL-Methode. Der Fall zeigt aber auch, dass die Estrich- und Zusatzmittelhersteller – sowohl aus der Industrie als auch aus dem Estrichleger-Handwerk – keine verbindlichen Angaben zum Erreichen der Belegreife machen können: Hier lastet die Verantwortung nach wie vor auf den Schultern des Bodenlegers.