Unterschiedliche Konstruktionen haben unterschiedliche Eigenschaften
Mit der Novellierung der Handwerksordnung wurde das Verlegen von Parkett und insbesondere das vollflächige Kleben für die bodenlegenden Handwerkszweige und Gewerbe freigestellt. Mit einem Marktanteil von 75 Prozent werden dabei überwiegend mehrschichtige Parkettkonstruktionen auf den Boden gebracht. Der besondere Aufbau dieser Parkettstäbe und –dielen verlangt eine genaue Kenntnis des Werkstoffes Holz und seiner speziellen Eigenschaft. Jeder, der sich mit dem Verlegen und Kleben von Mehrschicht-Parkett professionell auseinander setzen will, sollte sich vorher ausreichend informieren. Sowohl die Parkett- als auch die Verlegewerkstoff-Hersteller bieten Aus- und Weiterbildungsseminare an, die aus unserer Sicht wertvoll und unumgänglich sind. Ohne auf die (notwendigen) Grundlagen der Holzwerkstoff- und Mehrschicht-Parketttechnologie einzugehen, verdeutlichen die folgenden zwei Fallbeispiele, dass nicht selten „der Teufel im Detail steckt“.
Einstab-Zweischicht-Parkett mit „Waschbrettstruktur“
Im ersten Obergeschoss einer Villa wurde nach Entfernen eines alten Teppichbodens der zementäre Untergrund vorbereitet und im Anschluss ein versiegeltes Einstab-Zweischicht-Parkett mit einem elastischen 1-Komponenten silan-modifizierten Klebstoff verlegt. Nach zirca einer Woche zeigte sich eine „Waschbrettstruktur“ in der Oberfläche des versiegelten Walnussholzes, insbesondere bei Schräglichteinwirkung. (Bild 1 und 2). Dieses Erscheinungsbild führte zwangsläufig zur Beanstandung und somit zur sachverständigen Begutachtung.
Im unverlegten Zustand zeigte ein original Rückstellmuster des verlegten Einstab-Zweischichtelements in der versiegelten Oberfläche des Walnussholzes keine vergleichbaren Strukturmerkmale, wie diese im verklebten Zustand vorlagen. (Bild 3)
Bei der Prüfung der Sachlage und Situation vor Ort ergab sich kein Hinweis darauf, dass die Mehrschicht-Parkett-elemente vor der Verlegung untertrocknet waren oder nach der Verlegung – durch zum Beispiel überhöhte Feuchte im mineralischen Untergrund oder aus der Raumluft – eine überproportionale Feuchtezufuhr erfahren haben und da-raus resultierend Quellungen des Holzes entstanden. Bemerkenswert war, dass auch mit unverlegtem Originalmaterial die gleichen Erscheinungsbilder (Waschbrettstruktur) bei Versuchsklebungen reproduzierbar waren.
Die Überprüfung des Einstab-Zweischicht-Parkettmaterials ergab, dass die aus Eiche bestehende, massive Unterschicht der Elemente „Entlastungsschnitte“ aufweist, d. h. Einfräsungen, die deutlich bis in die massive Nutzschicht (Walnussholz) führen und so eine konstruktive „Schwächung“ verursachen. (Bild 4)
Zwangsläufig entsteht so bei geringster Veränderung der Dimension der Einstab-Zweischicht-Parkettelemente deckungsgleich zur Einfräsung eine Abzeichnung der Verformung, die messtechnisch kaum erfassbar, jedoch optisch, wie zuvor gezeigt, erheblich das Erscheinungsbild in der Gesamtfläche beeinträchtigt.
Fazit
Einstab-Zweischicht-Parkettelemente sind – auch wenn sie der DIN EN 13 489 „Holzfußböden; Mehrschicht-Parkettelemente“ entsprechen – nicht zwangsläufig qualitativ gleichwertig. Der „feine Unterschied“ zeigt sich bei diesem Beispiel, wenngleich, und das ist abschließend besonders zu erwähnen, die zuvor geschilderte, produktbezogene Ursachensituation ein „Ausreißer“ ist und nicht dem Regelfall entspricht. Hätte der Verleger vor dem Kleben die Stäbe überprüft und die fehlerhafte Ausführung bemerkt, wäre ihm und seinem Kunden die Reklamation erspart geblieben.
Feuchtezufuhr aus dem Estrich
In einem alten Herrenhaus wurden auf neuen Zementestrichen Dreischicht-Parkettelemente verklebt. Nach zirca sechs Wochen wurden quer zur Längsrichtung gehend wellenartige Strukturen als Verformungen festgestellt. (Bild 5 und 6)
Die Überprüfung des Feuchtegehaltes des Parketts ergab Werte zwischen 12 bis 16,5 Prozent. Entsprechend DIN EN 13 489 hat die Nutzschicht bei der Erstauslieferung einen Feuchtegehalt von 5 bis 9 Prozent aufzuweisen. Das Parkett hatte zweifelsfrei eine Feuchtezufuhr erfahren, aus der die Quellungen entstanden. Mit bis zu 3,5 CM-Prozent Feuchtegehalt des Zementestrichs war die Ursache der überproportionalen Feuchtezufuhr schnell gefunden.
Die unterschiedliche Ausprägung der wellenartigen Struktur in der Oberfläche der lackversiegelten, aus Merbau bestehenden Oberfläche (Bild 7) ist darauf zurückzuführen, dass bei gleicher Feuchtezunahme des Parkettelementes insbesondere die Stäbchenmittellage unterschiedlich quillt.
Bei detaillierter Betrachtung der Längsseiten der Mehrschicht-Parkettelemente zeigt sich nicht selten deutlich, dass sichtbare Wellenstrukturen auf der Oberfläche einen Zusammenhang mit der Lage der Jahresringe der Stäbchenmittellage (tangential oder radial) verdeutlichen. (Bild 8)
Entsprechend der Gegebenheit eines runden Baumstammes wird die Stäbchenmittellage überwiegend aus Mittel- und Seitenbrettern gefertigt, sodass die Lage der Jahresringe mehrfach innerhalb des Mehrschicht-Parkettelementes vom Radialschnitt ausgehend zum Tangentialschnitt neigend vorhanden sein kann. Das Verhältnis der Schwind- oder Quellmaße im Längsschnitt (axial) eines Baumstammes zu Radial- und Tangentialschnitt beträgt ungefähr 1:10:20. Wird in der Folge ein Mehrschicht-Parkettelement dieser Konstruktion untertrocknet oder überfeuchtet, werden differenzierte Quell- oder Schwindmaße der Stäbchenmittellage wirksam, sodass sich die unterschiedlichen Dimensionen, letztlich unterschiedliche Dicke der Stäbe in der Oberfläche der Edelholz-Nutzschicht abzeichnet.
Fazit
Unabhängig davon, dass Feuchteprüf- und Feuchtemessgeräte zur Standard-ausstattung des Parkett verlegenden Bodenlegers gehören, ist gleichermaßen Know-how und Wissen über die Konstruktion dreischichtiger Parkettelemente von besonderer Bedeutung. Der Handel bietet aber auch Mehrschicht-Parkettqualität mit ausgesuchten Stäbchenmittellagen an, die nur aus stehenden Jahresringen bestehen, und so die Gefahr der Abzeichnung von unterschiedlicher Dickenquellung auch in Kombination mit hohen Luftfeuchten eher geringer wird.
Normen und Merkblätter
- Mehrschicht-Parkett, das früher gemäß DIN 280 Teil 5 als Fertigparkett bezeichnet wurde, ist nach DIN EN 13 489 „Holzfußböden; Mehrschicht-Parkettelemente“ genormt. Die Norm definiert Mehrschicht-Parkett als eine mehrschichtige Konstruktion, die aus einer Nutzschicht aus Massivholz und einer oder mehrerer zusätzlicher Holz- oder Holzwerkstoffschichten besteht, die miteinander verleimt sind. Sie berücksichtigt unter anderem Einstab-Zweischicht-Klebeparkettelemente und dreischichtige Mehrschicht-Parkettelemente.
- VOB Teil C Allgemeine technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Parkettarbeiten – DIN 18 356, Ausgabe Dezember 2002.
- Kommentar DIN 18 356, DIN 18367 und DIN 18 299 „Parkett- und Holzpflasterarbeiten“ (Baumann/Fendt/Barth).
- Merkblatt TKB-1 „Kleben von Parkett“, Stand September 1997, erstellt von der technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe e. V. Düsseldorf.