Merksätze für Hohlkehlsockel

Hinweispflicht bei handwerklich anspruchsvollen Wandanschlüssen

Dass die Ausbildung von Hohlkehlsockeln aus Linoleum, PVC und Kautschuk eine der handwerklich anspruchsvollsten Leistungen fachversierter Bodenleger ist, wird unumstritten sein. Ob Innen- und Außenecken aus vorgefertigten Teilen verwendet, oder Hohlkehlsockel aus Linoleum in Verbindung mit einem Stützprofil geklebt werden oder von vornherein Linoleum-Hohlkehlsockelleisten mit Glasfaserverstärkung Verwendung finden, sei einmal dahingestellt. Auf der einen Seite erfüllen Hohlkehlsockel im Gebrauch sowohl technisch als auch optisch ihre Funktion, wobei auf der anderen Seite zu berücksichtigen ist, dass im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit von Hohlkehlsockeln Grenzen gesetzt sind, wie vorliegender Fall verdeutlicht.

Die Objektsituation

Innerhalb eines Gebäudes wurde in Fluren und Räumen rund 1.000 m2 Linoleum-Bodenbelag verlegt, der wandangrenzend mit einem Hohlkehlsockel ausgestattet ist (Bild 1).

Bild 1
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Nach Untergrundvorbereitungsmaßnahmen des auf Dämmschicht liegenden Zementestrichs wurde zunächst ein Stützprofil, das die Raum-/Randfuge überdeckt, im Kontaktklebeverfahren sowohl auf der Fußbodenebene als auch angrenzend zur Wand geklebt. Streifen des Linoleum-Bodenbelags wurden ebenfalls im Kontaktklebeverfahren als Hohlkehlsockel installiert. Die Verlegearbeiten einschließlich der Hohlkehlsockel wurden mängelfrei abgenommen.
 
Im Zuge der Nutzung des Objektes ergaben sich nach kurzer Zeit Reklamationen, da es nahezu in allen Zimmern und vereinzelt in den Fluren zu mechanischen Schäden an den aus Linoleum bestehenden Hohlkehlsockeln kam.
 
Es zeigten sich deutliche, zum Teil erhebliche Zerstörungen entlang der Hohlkehlen der Sockel durch Standfüße des Einrichtungsmobiliars. Schränke und auch Betten weisen lotrecht zu den Seitenwänden vierkantartige Standfüße aus Holz auf, die beim Heranrücken des Möbels flach an der Wand anliegen und dabei den Hohlkehlsockel beschädigen (Bilder 2 und 3).


 
Bild 2
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Bild 3
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Das Mobiliar wurde einerseits direkt an die Wand geschoben, und andererseits rutschen auch Stühle und Betten im Gebrauch Richtung Wand, sodass zwangsläufig die vierkantigen Möbelfüße in die Hohlkehle einpressen und zum Bruch des Linoleum-Bodenbelages führen (Bilder 4 und 5).


 
Bild 4
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Bild 5
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Vereinzelt befanden sich innerhalb des Gebäudes auch Einbauschränke, die vom Schreiner in sorgfältiger Art im Sockelbereich formgerecht zum Hohlkehlsockel modelliert wurden (Bild 6).


 
Bild 6
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Dass ein ordnungsgemäß angebrachter Hohlkehlsockel auch diese enormen, zum Teil scharfkantigen Punktlasten der kantigen Möbelfüße nicht schadensfrei überstehen kann, ist nachvollziehbar, sodass sich in diesem Fall auch der Bodenleger weitgehend vor Regressansprüchen schützen kann.
 
Die hohe handwerkliche Kunst der Herstellung von Hohlkehlsockeln, auch in Verbindung mit einem Stützprofil, verlangt vom Bodenleger „chirurgisch genaue“ Arbeit. In diesem Fall zeigten die Hohlkehlsockel streckenweise zwischen dem Stützprofil und der Linoleum-Bodenbelag-Rückseite einen Hohlraum von bis zu 5 mm (Bild 7).


 
Bild 7
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Die Oberfläche des Stützprofils war sorgfältig mit Neoprene-Kontaktklebstoff beschichtet, wie auch die Rückseite des Linoleum-Bodenbelages des Hohlkehlsockelstreifens.
 
Die Klebstoffauftragsmenge war an beiden Flächen verhältnismäßig gering und, soweit nachvollziehbar, bereits im Zuge der Montage des Linoleumstreifens als Hohlkehlsockel soweit abgetrocknet, dass eine Kontaktklebung nicht mehr zustande kam. Stattdessen wurde ein bis zu 5 mm breiter Hohlraum zwischen der Hohlkehle des Linoleumstreifens und der Oberfläche des Stützprofils verursacht. Bereits geringe Druckbeanspruchung des Hohlkehlprofils (Bild 8) führte zur Rissbildung innerhalb des Linoleum-Bodenbelages (Bild 9), sodass zwangsläufig bei geringster Druckbean-spruchung die Hohlkehle des Sockels eindrückt und bricht.


 
Bild 8
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Bild 9
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Merksätze zur Verarbeitung von Hohlkehlsockeln

Häufig werden Schäden an Hohlkehlsockeln durch Mobiliar verursacht. Findet der Auftraggeber/Bauherr zudem handwerkliche Mängel/Fehlleistungen im Hinblick auf die Ausführung, die zur Schadensentstehung beitragen oder sogar als Ursache zu nennen sind, ist es für den Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten nicht immer einfach, sich vor einer Beanstandung/Reklamation zu schützen.

Hilfreich wäre, wenn Reinigungs- und Pflegeempfehlungen für elastische Bodenbeläge bzw. in diesem Fall für Linoleum, die ohnehin nachweislich dem Auftraggeber/Nutzer und Betreiber übergeben werden müssen, auch entsprechende Hinweise berücksichtigen.

Neben der Hauptsache der Reinigung und Pflegeempfehlungen werden vereinzelt heute auch Hinweise geschrieben, die deutlich machen, dass auf elastischen Bodenbelägen geeignete Rollen, insbesondere in Kombination mit Bürodrehstühlen, einzusetzen sind (weiche Rollen).

Eine Ergänzung mit dem Hinweis auf Stuhlleisten und Schutzmaßnahmen, dass Möbelfüße nicht dichter als 5 cm parallel zur Wand positioniert werden sollen, wären vorteilhaft.

Dass sich der Bodenleger ohnehin in Zukunft auf umfangreiche Prüfungs- und Sorgfalts- sowie Hinweispflichten einstellen muss, zeigt das Urteil des OLG Köln vom 08.02.2006, Az.: 11 U 93/04, das in dieser Ausgabe (Seite 84) von Rechtsanwalt und BSR Geschäftsführer Ulrich Marx erläutert wird.

Die zuvor beschriebene Situation und das vorliegende Gerichtsurteil machen es erforderlich, längst überfällige Merksätze zu Hohlkehlsockeln zu formulieren, die die bestehenden Prüfung-, Sorgfalts- sowie Hinweispflichten ergänzen können. Die von uns definierten Merksätze dienen lediglich der Orientierung, das heißt: Der Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten hat sich einerseits nach dem von ihm geschlossenen Vertrag zu richten und andererseits nach den allgemein anerkannten Regeln des Fachs, die im Regelfall in den Kommentaren zu den Normschriften und so auch zur DIN 18 365 „Bodenbelagarbeiten“ erläutert werden.

Die Ausbildung von Hohlkehlsockeln bei Linoleum sowie auch Kautschuk- und PVC-Bodenbelägen etc. ist keine Billiglösung, sondern eine lohnintensive, letztlich bei fach- und sachgerechter Ausführung auch optimale Lösung für Wandan- und -abschlüsse elastischer Bodenbelagflächen.

Merksätze für Hohlkehlsockel
  • Prüfung der Restfeuchte, im Estrich und im Wandbereich
  • Ebenheitsmessungen nach DIN 18 202; der Estrich- und Wandbereich muss mindestens der Zeile 3 bzw. Zeile 6 Tabelle 3 der Norm entsprechen.
  • Randverformungen sind bei schwimmenden Konstruktionen nicht zu vermeiden, nach der Montage von Hohlkehlsockeln kann die Randverformung trotz sorgfältiger Ausführung zu sichtbaren Absenkungen und zu Wellenbildungen innerhalb der Hohlkehlsockel führen
  • Mit zunehmender Trocknung der Estrichkonstruktion geht die Verformung bis auf eine bleibende Restverformung zurück
  • Restverformungen bis 5 mm sind einzukalkulieren.
  • Die mögliche Verformung im Randbereich besonders bei schwimmenden Estrichen ist planerisch zu beachten.
  • Absenkungen der Fußbodenkonstruktion aufgrund lastabhängiger Zusammendrückung der Dämmstoffe, besonders im Randbereich, sind möglich.
  • Diese Situation ist zum Zeitpunkt der Montage von Hohlkehlsockeln nicht erkennbar.
  • Bei der Ermittlung der Längenmaße für die Abrechnung von Hohlkehlsockeln sind Unterbrechungen z. B. durch Türen bei Längen > 1,00 m abzuziehen. Kleinere Unterbrechungen sind zu übermessen. Die Rohbaumaße sind dabei gegebenenfalls zu beachten!
  • Bei Hohlkehlsockeln wird die Grundfläche des Raumes bis zum Mauerwerk ermittelt.
  • Der Bodenschenkel von Hohlkehlsockeln wird bei der Berechnung der Bodenbelagfläche übermessen.