Natürliche Farbveränderung

Echtholzböden können unter Lichteinwirkung ihre Färbung ändern

Wenn es um Farbe, Farbtönung und Farbnuancen geht, kann sich der Raumausstatter als Profi bezeichnen. Ob er auch ein „Boden-Profi“ ist, zeigt sich im Beratungsgespräch, wenn es beispielsweise darum geht, den Auftraggeber über mögliche Farbveränderungen eines Parkettfußbodens zu informieren.

Dass Holz im Laufe der Zeit durch Lichteinwirkung allmählich die Farbe ändert – also gegebenenfalls nachdunkelt oder vergilbt – ist eine allgemeine Lebenserfahrung.

Nahezu jedem Kunden dürfte die Situation bei Echtholzoberflächen von Möbeln, Türen oder Wandvertäfelungen bekannt sein: Wenn beispielsweise Bilder umgehängt oder Regalinhalte neu sortiert werden, unterscheidet sich je nach Lichtintensität und Holzart der Farbton der zuvor über längere Zeit abgedeckten Fläche mehr oder weniger deutlich vom Rest der Fläche.

Wenn es um Parkett- und Dielenfußböden geht, scheint diese Lebenserfahrung manchem Auftraggeber zu fehlen: Häufig werden Farbveränderung von Parkettfußböden reklamiert, obwohl diese auf ganz natürlichen Vorgängen beruht. Jede Holzart hat ihre eigenen charakteristischen Eigenschaften. Unterschiedliche Holzarten reagieren auch unterschiedlich auf Farbänderung infolge von Licht- und Sonnen- bzw. UV-Einwirkung.

Auslöser dieser Farbtonänderungen ist das Lignin, ein wichtiger Bestandteil des Holzes. Lignin verändert die Farbe des Holzes unter UV-Strahlung. Es bewirkt die Verholzung der pflanzlichen Zelle und ist im Wesentlichen für die Stabilität und die Festigkeit der Pflanze und somit des Holzes verantwortlich.

Der Ligninanteil ist in jeder Holzart unterschiedlich, so dass auch bei Lichteinfluss unterschiedliche Holzarten unterschiedlich reagieren.

Während zum Beispiel Weißeiche, gedämpfte Rubinie oder gedämpfte Buche die Merkmale der natürlichen Farbveränderung bei UV-Strahlung weniger deutlich machen, zeigt sich diese beispielsweise in Verbindung mit den Holzarten Kiefer, Buche ungedämpft oder Esche mithin sehr deutlich, wie auch bei Tropenhölzern wie Afromosia, Jatoba und Wenge.

Jatoba-Parkett nachgedunkelt

Ein versierter Parkettleger hat im gesamten Erdgeschoss eines Wohngebäudes Einstab-Zweischicht-Parkett mit werkseitig lackierter Jatoba-Nutzschicht im Format 490 x 70 x 10,5 Millimeter verklebt. Um seine Sache gut zu machen, wurden die fertiggestellten Parkettflächen nochmals mit einer Einscheibenmaschine bei Verwendung eines 120er Schleifgitters mattiert, zusätzlich mit einem 1-Komponenten-Wasserlack versiegelt.

Nach entsprechender Trocknung der zusätzlich versiegelten Parkettflächen erfolgte eine Einpflege, sodann das Einrichten der Räume, wobei im Wohn- und Esszimmer auf dem Parkettboden sowohl abgepasste Teppiche als auch Brücken und Läufer ausgelegt worden sind (Bilder 1 und 2).

Bild 1
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Bild 2
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Bereits nach wenigen Wochen der Nutzung beanstandete der Auftraggeber den Parkettboden, da dieser „nicht farbecht versiegelt“ wurde: Bei der Reinigung und Pflege des Bodens und Aufnehmen der abgepassten Teppiche, Brücken und Läufer wurde festgestellt, dass in den freiliegenden Flächenbereichen die Parkettoberfläche nachgedunkelt ist. Der Kunde bemängelte, dass nunmehr nicht die Möglichkeit besteht, Teppiche, Läufer und Brücken zur Umgestaltung der Räume in der Position zu verändern (Bild 3).

 

Bild 3
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Die deutlichsten Farbveränderungen des Jatobaholzes zeigten sich im Bereich der nach Süden ausgerichteten Terrassentür. Zur Feststellung und Beurteilung der Intensität der Farbveränderung des Parketts wurden die „33 Farbtafeln Parkett“ (siehe Spalte links) herangezogen.
 
Zudem wurden die „Farbtafeln“ mit einer Windrose ergänzt, um auch auf den Fotodokumenten die Himmels- und Blickrichtung zweifelsfrei darzulegen (Bilder 4 bis 6).
 
Da der Bauherr noch über in Kartonage original verpackte, im Keller eingelagerte Parkettstäbe verfügte, konnten diese als Vergleichsmuster herangezogen werden (Bilder 4 bis 8).


 
Bild 4
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Bild 5
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Bild 6
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Bild 7
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Bild 8
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Farbveränderung unvermeidbar

Die zum Teil deutlichen Farbunterschiede des Parkettbodens konnten bei gebrauchsüblicher Betrachtung festgestellt werden und wurden durch unterschiedliche Licht- bzw. UV-Bestrahlung verursacht. Eine Neutralisation wäre möglich, wenn die Oberfläche der Nutzschicht des Mehrschicht-Parketts um cirka einen bis 1,5 Millimeter abgeschliffen wird.

Jedoch ist bei gleicher Nutzung – direktes Auslegen abgepasster Teppiche, Brücken und Läufer – eine erneute natürliche (!) Farbveränderung des Jatobaholzes unvermeidbar. Auftraggeber und Auftragnehmer würden also später vor der gleichen Situation stehen.

Beratungs- und Planungshilfe

Ein hervorragendes Hilfsmittel für den Umgang mit dem Thema „Farbveränderungen von Parkett“ stellen die „33 Farbtafeln Parkett – Nadel-, Laub-, Exotenhölzer vor und nach UV-Einstrahlung“ dar – und dies nicht erst im Reklamationsfall.

Bereits im Beratungsgespräch lassen sich zu erwartende Farbveränderungen klar und deutlich präsentieren. Die Holzauswahl kann somit optimiert und Reklamationen vermieden werden. Für den Sachverständigen lassen sich bereits aufgetretene Farbveränderungen sicher und eindeutig vergleichen und beurteilen.

Die „33 Farbtafeln Parkett“ dokumentieren das Farbveränderungsverhalten unter UV-Einwirkung der wichtigsten Parketthölzer. Die künstlichen Belichtungsversuche wurden am Institut für Holztechnologie und Holzbiologie in Hamburg (vTI) durchgeführt.

Titel: „33 Farbtafeln Parkett – Nadel-, Laub-, Exotenhölzer vor und nach UV-Einstrahlung“,
Autor: Pitt, W.,
ISBN: 978-3-7783-0738-0, Auflage: 1.2010
Verlag: Holzmann Medien, Preis: 29,80 Euro inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten

Fazit

Abmindern könnte man diesen Effekt, wenn die Parkettfläche in den ersten Wochen und Monaten nicht abgedeckt oder möbliert wird, so dass diese einheitlich nachdunkeln kann. Allerdings kann eine weitere Farbveränderung auch dann nicht ausgeschlossen werden.

Dem Stand der Technik entsprechend, besteht die Möglichkeit, Lichtblocker oder UV-Absorber in Versiegelungslacken zu integrieren, wobei diese nur eine begrenzte Wirkung und Haltbarkeit zeigen: Auf Dauer kann auch diese Oberflächenbehandlung die natürliche Farbveränderung des Holzes nicht verhindern.

Der Fall ist noch nicht abgeschlossen und steht in der Beweiserhebung. Die Parteien in diesem Verfahren fragen sich, ob der Auftragnehmer für Parkettarbeiten auf den Umstand der natürlichen Farbveränderung des Holzes hätte hinweisen müssen – insbesondere, weil anhand von Parkettmusterstäben der Farbton auf den Wohnzimmerschrank abgestimmt worden war.

Im Vorwort zu den „33 Farbtafeln Parkett“ schreibt Joachim Barth, Bundesinnungsmeister des Zentralverbandes Parkett- und Fußbodentechnik, unter anderem, dass mit den „33 Farbtafeln Parkett“ keineswegs eine neue Hinweis- und Prüfpflicht für den Fachmann provoziert werden soll und schon gar nicht eine Entlastung für die Innenarchitekten, Architekten oder Planer.

Aus unserer Sicht wird der Auftragnehmer allerdings nicht so einfach aus der obliegende Aufklärungs- und Hinweispflicht im Beratungsgespräch entlassen.

Ob sich mit sachlicher Darstellung der anerkannten Regeln des Fachs juristisch betrachtet eine Hinweis- und Prüfpflicht interpretieren lässt, werden allerdings Juristen klären müssen.

Intuitiv wird mit diesem Boden-Profi jedem Parkettleger empfohlen, den Bauherrn und Auftraggeber auf die natürliche Farbveränderung des Holzes hinzuweisen.