Beanstandungen, auch wenn fachgerecht gearbeitet wurde
Bereits im September 1999 haben wir in der RZ ausführlich über das Eindruckverhalten geklebter, elastischer Bodenbeläge berichtet und anlässlich der 16. TKB-Tagung im März 2000 die Forschungsergebnisse des IFR Köln zu diesem Thema veröffentlicht. Entgegen den damaligen Verlautbarungen aus dem Teilnehmerkreis der Tagung, für die diesbezügliche Reklamationen so gut wie unbekannt waren, haben die vergangenen fünf Jahre gezeigt, dass es massive und mithin kostspielige Reklamationen, zum Teil in Serie gibt.
Die aus den Erkenntnissen des IFR bereits vor fünf Jahren formulierten Leitsätze zur Vermeidung derartiger Reklamationen haben bis heute nicht an Bedeutung verloren:
- so viel Klebstoff wie nötig, so wenig Klebstoff wie möglich
- Reduzierung der Klebstoffauftragsmenge und des plastischen Verhaltens durch Fasermodifikation des Klebstoffes
- Nassklebung statt Haftklebung
- ausreichend dick (im Mittel 2,0 mm), saugfähig gespachtelte Untergründe
Das aktuelle Fallbeispiel verdeutlicht, dass Ursache und Wirkung zur Entstehung von Eindruckstellen differenziert werden müssen.
Eindruckstellen trotz fachgerechter Verlegung
Im Zuge von Sanierungsmaßnahmen innerhalb eines Krankenhauses wurden alte Bodenbeläge entfernt, die Untergründe geschliffen, vorgestrichen und gespachtelt. Nach dem Schleifen und Reinigen erfolgte die Verklebung von zwei Millimeter dicken PVC-Bahnen. Zur Klebung wurde ein PVC-Belagskleber bei Verwendung der Spachtelzahnung Größe A2 verwendet. Der Aufbau erfolgte systembezogen mit den Produkten eines Herstellers unter Berücksichtigung der Verlegeanleitung des PVC-Belags.
Die Anwendungstechnik und die Art der verwendeten Verlegewerkstoffe sind im Hinblick auf die Verlegung eines homogenen 2,0 Millimeter dicken PVC-Bodenbelages als „klassisch“ zu bezeichnen. Sie haben sich über Jahre in der Praxis bewährt und stellen sich als allgemein anerkannte Regel des Fachs dar.
Die neu verlegten Flächen wurden erst nach 72 Stunden, überwiegend sogar erst nach einer Woche eingerichtet und unter anderem Krankenbetten aufgestellt, die mit Rollen ausgestattet sind. Bereits kurze Zeit nach Nutzungsaufnahme wurden innerhalb der PVC-Belagsfläche bleibende, dellenartige Verformungen im Bereich der Aufstandsflächen festgestellt. Als mögliche Ursache hierfür wurde ein Mangel des verlegten PVC-Bodenbelages gesehen.
Stuhlbeingleiter und Möbelrollen
Stuhlbeingleiter unterliegen keiner Normung, so dass sich Designer und Konstrukteure in der Regel auf gestalterische Aspekte beschränken, wie dies auch in Verbindung mit Möbelrollen der Fall ist. Einzig die DIN EN 12 529 „Räder und Rollen-Möbelrollen-Rollen für Drehstühle-Anforderungen“ unterscheidet in Rollen für harte bzw. elastische Bodenbeläge (Typ W) und Rollen für textile Bodenbeläge (Typ H). Funktionsrollen für mobile Einrichtungskomponenten und so auch Krankenpflegebetten werden unter dem Aspekt des geringsten Roll- und Schwenkwiderstandes entwickelt und produziert. Ein geringer Roll- und Schwenkwiderstand ist im Wesentlichen dadurch zu bewirken, dass die Rolle selbst eine möglichst geringe Kontaktfläche zum Fußboden aufweist, also immer nur dann funktioniert, wenn extrem hohe Lasten in Verbindung mit geringen Reibungsenergien entstehen, die dann wiederum, wie hier beschrieben, Deformierungen einer Fußbodenkonstruktion/eines geklebten elastischen Bodenbelages verursachen. |
Zwei Betten, zwei Ergebnisse
Bemerkenswert war die Tatsache, dass innerhalb eines Krankenzimmers unter einem Bett Eindruckstellen vorgefunden werden konnten und unter einem anderen nicht. Bei näherer Überprüfung zeigte sich, dass es sich um zwei unterschiedliche Ausführungen handelte. Im Bereich des neuen Bettes zeigte die Überprüfung der Eindruckstellen, dass diese bis zu 0,20 Millimeter tief vorlagen und sich im Umkreis der Druckstelle eine ringförmige, deichartige Erhöhung, die ebenfalls 0,20 Millimeter ausmachte, ausbildete.
Um die tatsächliche Größe der Rad-Aufstandsflächen des neuen Krankenbettes festzustellen, wurden Rollenabdrücke im belasteten und unbelasteten Zustand genommen. Es wurde jeweils ein elliptischer Abdruck ausgebildet, der bei dem unbelasteten Bett circa 1,40 cm² ausmachte und bei dem belasteten Bett das Doppelte, circa 2,80 cm² pro Rolle.
Die Rollen des auffallend leichteren Krankenbettes in der älteren Ausführung zeigten im unbelasteten Zustand eine Aufstandsfläche von circa 6,0 cm² und im belasteten Zustand von circa 7,5 cm². Beim Vergleich der Radpressabdrücke zwischen Rollen des neuen und des alten Bettes fällt auf, dass nicht nur die Aufstandsfläche der Rollen des alten Bettes wesentlich größer ist, sondern die Presswirkung und Vergrößerung der Drucklast bei Belastung des Bettes in der Breite nahezu gleich bleibt und sich verlängert. Während die Rollen des neuen Bettes eine ringartige Vergrößerung der Drucklastfläche aufweisen.
Die ringförmige, deichartige Aufwölbung rund um die Eindruckstelle wird durch die Verdrängung des Dispersionsklebstoffes durch den hohen Pressdruck der Räder verursacht.
Fazit
Es war deutlich erkennbar, dass die Ursache der Eindruckstellen in den Rädern der neuen Krankenbetten begründet lag, da zweifelsfrei die alten, mit größerer Aufstandsfläche ausgestatteten Rollen im gleichen Raum keine vergleichbaren Erscheinungsbilder zeigten.
Mit den Erfahrungen in einem vorangegangenen Objekt wurde auch hier dem Objekteur empfohlen, noch während der Verlegemaßnahmen die Größe der Klebstoffzahnleiste zu ändern. Das heißt nicht mehr eine A2-Zahnung, sondern eine A1-Zahnung einzusetzen, die nach jeder Fläche in einem Zimmer zu wechseln war. Zudem wurde die Empfehlung ausgesprochen, eine Nassklebung auf ausreichend saugfähigem und 2 mm dick gespachteltem Untergrund durchzuführen.
In der Praxis hat sich diese Technik bereits bewährt: Während sich innerhalb eines Großobjektes bei „traditioneller“ Arbeitsweise in Haftklebung, unter Verwendung der Zahnleiste A2, Eindrücke zeigten, konnten parallel in einem anderen Objekt, bei Einsatz der gleichen Materialien, aber unter Verwendung der Zahnleiste A1 und einer Nassklebung, keine Eindrücke festgestellt werden. Letztlich haben sich so die bereits 1999 veröffentlichten Forschungsergebnisse bestätigt.
Warum seitens der Verlegewerkstoffhersteller und auch zum Teil der Bodenbelaghersteller/Lieferanten die Verlegeanleitungen entgegen hierzu überwiegend die A2-Zahnung protegieren und nicht selten die Anwendung des Klebstoffes im Haftklebeverfahren empfehlen, zeigt sich derzeit als ein „Geheimnis“, das es zu lüften gilt.
Dass sich hier etwas ändern muss und auch ändern kann, zeigen die jüngsten Entwicklungen der Verlegewerkstoffindustrie im Hinblick auf neue, schnell anziehende Dispersions-Nassklebstoffe, die zudem in der Auftragsmenge reduziert sind.
A1-Zahnung für PVC? Die Anwendung einer Klebstoffzahnleiste in der Größe A1 für die Klebung von PVC ist nicht neu: Bereits in den Erläuterungen zur ATV DIN 18 365 „Bodenbelagarbeiten“, Ausgabe 1988, wird auf Seite 106 klar und deutlich dargelegt, dass bei der Verlegung der Belagart „PVC-Belag ohne Träger“ und Verwendung eines Dispersionsklebstoffes die Zahnung A1 zu verwenden ist. Gleichermaßen interessant und nachvollziehbar ist dann auch die Ausführung in dem neuen „Fachbuch für Bodenleger“ (Remmert/Heller/Spang) auf Seite 233, in dem ebenfalls beschrieben ist, dass für „einschichtige PVC-Beläge“ die Spachtelzahnung nach TKB A1 zu verwenden ist. Merkblatt Spachtelzahnungen der TKB Die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) ist Herausgeber und Initiator des Merkblattes „Spachtelzahnungen für Bodenbelag-, Parkett- und Fliesenarbeiten“. Die aktuelle Ausgabe Mai 2000 hat die ältere Version vom Januar 1996 ersetzt. Das Merkblatt beschreibt die Abmessungen von Zahnungen und Kerben an Spachteln beziehungsweise Zahnleisten unter anderem zum Auftrag von Bodenbelag-Klebstoffen. |