Eine geschädigte Parkettfläche darf nicht kaputt gepflegt werden
Die fachgerechte Reinigung und Pflege von Parkettböden trägt maßgeblich zu deren Werterhaltung bei. Dabei kommt es insbesondere darauf an, auf die Art des Parketts und der Oberflächenbeschichtung abgestimmte Produkte und Verfahren anzuwenden. Auch Vorschäden oder Abnutzungen der Parkettfläche müssen vom Reiniger erkannt und berücksichtigt werden. Gegebenenfalls hat er durch Bedenkenanmeldung seinen Auftraggeber auf Unzulänglichkeiten, die seine Arbeit erschweren oder unmöglich machen, hinzuweisen. Erkennt er Verschleißerscheinungen, die eine Renovierung der Oberflächenbeschichtung notwendig machen, hat er ebenfalls eine Hinweispflicht gegenüber seinem Auftraggeber.
In diesem Sinne hat der Reiniger selbstverständlich auch eine Prüf- und Hinweispflicht: Vernachlässigt er diese, kann er bei möglichen Schäden zur Verantwortung gezogen werden, wie der vorliegende Fall verdeutlicht.
Hochkantlamellen-Parkett
In einer Einrichtung zur Betreuung und beruflichen Bildung von Menschen mit Behinderungen wurde ein Hochkantlamellen-Parkett in der Holzart Buche verlegt. Die mit Wasserlack versiegelte Fläche zeigte nach zwei Jahren Nutzung in Teilbereichen offene Fugen, einhergehend mit Veränderungen in der Beschaffenheit.
Zur Ursachenforschung – worauf diese Sachverhalte zurückzuführen und worin sie begründet sind – wurden die Flächen visuell und technisch überprüft.
Dabei war feststellbar, dass unter anderem im Haupteingangsbereich unmittelbar hinter den integrierten Grob- und Feinschmutzabstreifern die Hochkantlamellen-Parkettfläche optisch einwandfrei vorlag (Bild 1 und 2).
Insgesamt zeigte die lackversiegelte Hochkantlamellen-Parkettfläche des Empfangsbereichs sowohl bei Schräglichtbetrachtung als auch ohne Schräglichtbetrachtung einen akzeptablen Erhaltungszustand (Bild 3).
Im direkten Zugangsbereich zu einem Kiosk weist das Hochkantlamellen-Parkett Verquellungen, einhergehend mit Lackablösungen auf (Bild 4). Bei näherer Betrachtung war erkennbar, dass sich der Versiegelungslack sehr dünn (abgebraucht) und bereits teilweise fehlend zeigt.
Die Überprüfung des Feuchtegehaltes des Hochkantlamellenparketts der Holzart Buche ergab im Mittel eine Holzfeuchte von 9,6 bis 9,7 % bei einer relativen Luftfeuchte von 61,8 % und Lufttemperatur von 21,8 °C.
Auch im Bereich der Cafeteria waren deutlich sichtbar konzentriert Anschmutzungen, Lackablösungen und Verquellungen erkennbar (Bild 5).
Es zeigten sich deutliche Fugenbildungen, einhergehend mit „Reinigungsschäden“ und in der Folge Anhaftungen von dunklen Schmutzpartikeln in den Bereichen der Lackfehlstellen (Bild 6 und 7).
In weniger frequentierten Flächen – entlang der Fensterfront – zeigen sich die Fugenbildungen zwischen den Parkettlamellen gleichermaßen deutlich, wobei das Ausmaß bzw. die Intensität der Lackablösungen und der daraus sich ergebenden Schäden geringer war (Bild 8 und 9).
Innerhalb der Cafeteria lag der mittlere Feuchtegehalt der Buche-Lamellen zwischen 10,0 % und 10,3 %. Es wurden 22,4 °C Lufttemperatur und eine relative Luftfeuchte von 63,2 % festgestellt.
Putzmittelraum überprüft
Da die gesammelten Erkenntnisse den eindeutigen Rückschluss zuließen, dass das Reinigungs- und Pflegeverhalten ursächlich für die vorgefundenen Erscheinungsbilder sein muss, wurde auch ein Blick in den Putzmittelraum geworfen. Ein für den Einsatz bereitstehender Gerätesystemwagen war zwar bestückt, die vorhandenen Reinigungsmopps aufgrund des hohen Verschmutzungsgrades für den weiteren Einsatzzweck – Reinigung und Pflege des Parkettfußbodens – nicht mehr geeignet. Innerhalb des Raumes wurden zwei Reinigungsmittelkanister, die in Gebrauch waren, vorgefunden. Nach Aufdruck handelt es sich bei beiden Produkten um einen Neutralreiniger. Ein Pflegemittel konnte nicht gefunden werden.
Beurteilung
Das Hochkantlamellen-Parkett wurde in der Holzart Buche verlegt und in der Oberfläche mit einem entsprechenden Wasserlack versiegelt. Die Nutzung erfolgte erwartungsgemäß mehr oder weniger intensiv über zwei Jahre. Die Reinigung wurde – nach Angaben der Betroffenen – mit dem vorgefundenen Neutralreiniger ausgeführt, eine Pflegemaßnahme hat nicht stattgefunden.
Die vorhandenen Fugenbildungen waren vergleichsweise gering und der Feuchtegehalt des Hochkantlamellen-Parketts erwartungsgemäß: Bei einer Temperatur von rund 21 °C und einer relativen Luftfeuchte von rund 60 % ist die Holzfeuchte von rund 10 % als üblich zu bezeichnen.
Die erfolgten Nassreinigungsmaßnahmen, die entsprechend den vorgefundenen Erscheinungsbildern nicht immer in jeder Hinsicht fachgerecht durchgeführt wurden, sind für den Zustand und die Beschaffenheit des Hochkantlamellen-Parketts verantwortlich. Die zum Teil durch natürliche (und erwartungsgemäße) Abnutzung geschwächte Versiegelungsschicht wurde durch das Reinigungsmittel und den hohen Wassereinsatz angegriffen. Dem versierten Betrachter fiel auf, dass gebundener Schmutz in der Reinigungsflotte zwischenzeitlich in Vertiefungen, Kratzern und rauen Oberflächen hängen geblieben ist (siehe Bild 7).
Die Hochkantlamellen-Parkettflächen zeigen keine Hinweise dafür, dass außer einer unfachmännischen Reinigung Pflegemaßnahmen durchgeführt wurden.
Feuchtewechselzeiten
Es ist zu berücksichtigen, dass die Holzart Buche mit einer sogenannten „schnellen Feuchtewechselzeit“ ausgestattet ist, wie diese bei hellen Hölzern (Buche, Ahorn, Esche etc.) gegeben ist. Dadurch sind zwangsläufig stärkere Fugen zu erwarten, als dies bei Holzarten, die eine langsamere Feuchtewechselzeit aufweisen, der Fall wäre, beispielsweise der Eiche. Helle Hölzer, in diesem Fall Buche, können die angebotene Feuchte schneller aufnehmen und wieder abgeben als zum Beispiel Eiche. Infolgedessen ist besonders bei Bucheparkett als Hochkantlamellen-Parkett darauf zu achten, dass ein soweit wie möglich kontinuierlich gleiches Raumklima gehalten wird. Hierbei sind ein Raumklima von 20 bis 22 °C und eine relative Luftfeuchte von 50 bis 55 % ideal. Sinkt zum Beispiel im Winter die relative Luftfeuchte auf 45 % und weniger, gibt die Holzart Buche vergleichsweise schnell Feuchte ab, sodass durch das daraus resultierende Schwinden auch Fugen entstehen.
Fachliteratur Parkettarbeiten
- Die fachlichen Regeln DIN 18 356 „Parkettarbeiten“, einschließlich dem diesbezüglichen Kommentar Ausgabe Dezember 1992 und Juni 1996, Verfasser: Baumann/Fendt/Barth
- Merkblatt „Kleben von Parkett“, Stand Januar 1997, erstellt im Namen der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB)
Fazit
Reinigungs- und Pflegepersonal, das einen mit deutlichen Gebrauchs- und/oder Verschleißspuren versehenen Parkettboden einer fachgerechten Reinigung und Pflege unterziehen soll, hat im Regelfall Bedenken anzumelden. Es muss davon ausgehen, dass eine Feucht-/Nassreinigungsmaßnahme bei einem solchen Boden weitergehend Schäden verursacht. Im vorliegenden Fall auch noch unter besonderer Berücksichtigung der Holzart Buche (siehe unten).
Zum Erhalt der Parkettflächen muss diese vollflächig abgeschliffen, ggf. nachgeklebt und im Anschluss fachgerecht versiegelt werden. Neben einer Unterhaltsreinigung muss entsprechend den Vorgaben des Versiegelungsherstellers auch eine regelmäßige Pflege stattfinden.