Terrassendielen richtig verlegen

Die Verlegung von Holzdielen im Freien verlangt ein breites Wissen

Holz im Garten ist ein interessanter Wachstumsmarkt, von dem auch immer öfter Parkett- und Bodenleger sowie Raumausstatter und Inneneinrichter profitieren. Wer bei seinem Kunden bereits mit einem Auftrag „im Geschäft ist“ – also beispielsweise Böden verlegt oder Gardinen montiert – kann über ein erweitertes Angebot seine Dienstleistung auch auf den Garten ausweiten. Angefangen bei Sonnenschutz über Gartenmöbel und -polster bis hin zur Holz-terrasse erstreckt sich das Betätigungsfeld.

Statistisch gibt es in Deutschland deutlich mehr als zehn Millionen Einfamilienhäuser, die theoretisch auch einen Garten haben und eine Holzterrasse gebrauchen könnten. Bei Quadratmeterpreisen von 150 Euro aufwärts (Material und Verlegung) lohnt es sich, über eine Angebotserweiterung nachzudenken.

Fachwissen aneignen

Soweit zur Theorie. In der Praxis stellt die Verlegung von Terrassendielen relativ hohe Anforderungen an den Ausführenden. Das spezielle Fachwissen ist selbst einem versierten Bodenleger nicht in die Wiege gelegt und sollte sich unbedingt vor dem ersten Auftrag angeeignet werden.

Zu empfehlen ist im ersten Schritt der Weg über das Seminarangebot der Zulieferindustrie und des (Holz)Großhandles. Hier lassen sich erste Erfahrungen mit dem neuen Material und seinen Besonderheiten sammeln, Werkzeuge und Maschinen testen sowie Tipps und Tricks erfahren. Wichtig: Besuchen Sie sowohl Veranstaltungen zu „Echtholz“-Terrassendielen als auch zu „Holz-Polymer-Werkstoffen“ (WPC), um hier umfassende Produktkenntnisse zu erwerben.

Im zweiten Schritt ist es ratsam, sich intensiver mit der Holzkunde zu befassen. Neben dem Selbststudium von Fachliteratur lohnt der Besuch einer speziellen Fortbildung beispielsweise an einem Institut für Holztechnologie – sowohl zu Echtholz- als auch zu WPC-Dielen.

Schließlich müssen Sie sich noch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Spätestens beim Kundengespräch wird die Frage nach der Herkunft des Holzes gestellt und da ist es gut, wenn man informiert ist. Traditionell werden für Terrassendecks vor allem dauerhafte Holzarten – zumeist Tropenhölzer – eingesetzt. Etablierte Holzarten wie Bangkirai sind allerdings aufgrund der starken Übernutzung mengenmäßig nicht mehr ausreichend verfügbar. Die aus Südost-asien stammenden Tropenhölzer können zudem praktisch nicht mit den anerkannten Zertifikaten einer nachhaltigen Bewirtschaftung (z. B. FSC-Zertifikat) erhalten werden. Insbesondere lokale Herkunfts- und Nachhaltigkeitszertifikate sind zunehmend fragwürdig geworden, da die Hölzer zum Teil aus illegalem Einschlag stammen. Aber auch bei Douglasie, Lärche oder Eiche gilt es, sich mit der Herkunft auseinanderzusetzen und Zertifikate zu hinterfragen. Ein gutes Vertrauensverhältnis zu einem lokalen Holzhändler ist hier von Vorteil.

Fehlende Normen

In der Praxis fehlen der Terrassendielen-Verlegung allerdings bis heute verbindliche Normen oder Richtlinien, die den aktuellen Stand der Technik wiedergeben. Einzelne Abhandlungen zum Thema sind überwiegend in der Aussage nicht mehr auf der Höhe der Zeit, anderen fehlt die Unabhängigkeit, wie Produktbroschüren einzelner Hersteller. Normative Verweise beziehen sich fast immer auf den allgemeinen Einsatz von „Holz im Freien“, meistens zum Thema Dauerhaftigkeit, Holzfeuchte oder Quell- und Schwindmaße.

Gerade unter diesem Aspekt ist es also umso wichtiger, sich ein fundiertes Fachwissen anzueignen, Expertenmeinungen zu kennen und die Arbeiten gewissenhaft auszuführen.

Beispiele aus der Praxis

Exemplarisch listen wir hier ein paar Kardinalfehler auf, um Sie für das Thema zu sensibilisieren.

Ein Kunde bestellte eine Terrasse aus Bangkirai-Dielen – bekam allerdings ein Massaranduba-Holz geliefert und verlegt (Bild 1). Auch hier gilt: Die gelieferte Ware muss der bestellten entsprechen. Für den Fall, dass im Verkaufsgespräch auf eine Bangkirai-Anfrage mit dem Angebot einer anderen Holzart reagiert wird, müssen auch alle Unterschiede klar kommuniziert werden. Beispielsweise in Farbe, Maserung oder den technischen Eigenschaften wie der Dauerhaftigkeit.

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Bild 1


Bemängelt wurde ein uneinheitliches Fugenbild, zum Teil mit Abständen von bis zu einem Zentimeter (Bilder 2 bis 4).
 

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Bild 2
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Bild 3

Bild 4
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Grundsätzlich sind Terrassendielen mit einem einheitlichen Fugenbild zu verlegen. Normative Vorgaben über die Fugenbreite bestehen im Terrassenbau nicht. Die Regel des Fachs ist je nach Holzart und Lage (Bewitterung) der Terrasse eine Fugenbreite von fünf Millimetern. Einerseits ist so gewährleistet, dass das Holz „arbeiten“ (Quellen und Schwinden) kann und andererseits die Fugen nicht den Gebrauch mindern, beispielsweise durch kippelndes Mobiliar oder durchfallende Gegenstände.

Auch die Verschraubung der Terrassen-Dielen wurde als ungleichmäßig bemängelt (Bilder 5 bis 7).

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Bild 5
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Bild 6

Bild 7
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Den anerkannten Regeln des Fachs entsprechend werden die Verschraubungen linear gesetzt und optisch gleichmäßig verteilt. Die Schrauben sollten ungefähr 2,5-fach so lang sein wie die Brettdicke. Um die Schraubköpfe ordnungsgemäß, also planeben ohne Deformierung des Holzes, zu versenken, ist der Einsatz eines so genannten Hartholzversenkers erforderlich. Selbstschneidende Schrauben mit Fräsrippen (Bild 8) sind ohne Vorbohren für den Einsatz in Massaranduba-Holz nicht geeignet.

Bild 8
Bild 8

Die Materie ist beherrschbar

Das Arbeiten mit Holz erfordert mehr Fingerspitzengefühl als der Umgang mit einem synthetischen Material wie einem PVC-Belag. Zudem sind beim Arbeiten im Freien andere Maßstäbe anzusetzen, als in geschlossenen Räumen. Neben den bereits genannten vielfältigen materialspezifischen Einflussfaktoren, die direkt oder indirekt für das Gelingen einer Terrassendielen-Verlegung verantwortlich sind, müssen vom Ausführenden weitere Punkte berücksichtigt werden. So können nach Landesbauordnung (Holz)Terrassen als genehmigungspflichtige bauliche Anlage gelten. Trifft das zu, können besondere Anforderungen an die Statik oder das Brandverhalten gestellt werden. Insgesamt also ein sehr komplexer Vorgang von der Angebotserstellung bis zur Abnahme des Gewerks. Dennoch: Die Materie ist beherrschbar und das Ergebnis einer guten Arbeit entschädigt für die Mühen.

Terrassendielen: 10 Punkte, die Sie beachten sollten
  1. Machen Sie sich mit dem gewählten System vertraut, besuchen Sie eine Schulung
  2. Kommunizieren Sie die Möglichkeiten und Grenzen einer Terrassendielenverlegung offen und ehrlich
  3. Achten Sie beim Einkauf von Holz-Terrassendielen auf nachvollziehbare Herkunftszertifikate
  4. Bleiben Sie im System: Unterschiedliche Holzarten oder Holz und WPC besser nicht miteinander kombinieren
  5. Vermeiden Sie Staunässe
  6. Planen Sie eine ausreichende Statik
  7. Beachten Sie Konstruktionsfugen
  8. Sorgen Sie für mindestens zwei Prozent Gefälle vom Gebäude wegführend
  9. Sorgen Sie für Hinterlüftung
  10. Übergeben Sie eine Reinigungs- und Pflegeanleitung